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Einheimische Christens vorne dabei?

Mit Jan und Fabio Christen hat der Velo-Club Gippingen, der Organisator der grössten Aargauer Radsporttage, wieder zwei Fahrer in den eigenen Reihen, die international ganz vorne mithalten können. An den Radsporttagen wird allerdings nur Fabio Christen im Einsatz stehen. Die Christen- Brüder haben eine Radsport-Geschichte wie die Familie van der Poel.

Jan Christen führt das Feld an.

Vor Jahresfrist wurde Jan Christen im Rahmen der Radsporttage für den in den USA gewonnenen Titel des Junioren-Weltmeisters im Querfeldein geehrt. In diesem Jahr ist der am 26. Juni 2004 geborene Gippinger nicht dabei. Er bestreitet den «Baby Giro», die dem Nachwuchs vorbehaltene Landesrundfahrt in Italien. Und diese läuft gerade über die Zeit, an welcher die Radsporttage stattfinden. So wird Jan Christen, der an der Tour de Romandie als Jungspund mit der Schweizer Nationalmannschaft erstmals Luft auf World-Tour-Niveau schnupperte, am Heimrennen fehlen. An der Tour de Romandie hielt sich Jan Christen als jüngster Fahrer im Feld ausgezeichnet. Als viertbester Schweizer und als Bester des vorwiegend aus Fahrern der Kategorie U23 zusammengesetzten Nationalteams kam er in der Schlussrangliste auf den 54. Rang.


Fabio Christen mit Siegerstrauss.

An der Strecke aufgewachsen

Während Jan Christen in der Romandie Rennkilometer abstrampelte, nahm sein um zwei Jahre älterer Bruder Fabio an der Asturien-Rundfahrt in Spanien teil. Als 34. dieser dreitägigen Rundfahrt gelang Fabio Christen, der für das neugegründete und in der Schweiz beheimatete Team «Q36.5» fährt, ebenfalls ein gutes Ergebnis. Dies umso mehr, als Fabio Christen bis im letzten Herbst wegen einer an der Elsass-Rundfahrt zugezogenen Verletzung noch an Stöcken ging. Fabio Christen wird am 9. Juni den «Grossen Preis des Kantons Aargau» bestreiten. Damit geht nicht nur nach vielen Jahren wieder ein Fahrer des VC Gippingen am Profi-Rennen an den Start, sondern auch ein Fahrer, der in Gippingen praktisch an der Strecke des Rennens aufgewachsen ist. Am andern Ort dieser Renngazette haben wir geschrieben, dass der in Waldshut wohnhafte Nico Denz derjenige Fahrer ist, der am nächsten bei der Rennstrecke zu Hause ist. Denz, der in dieser Saison für das im Aaretal bestens bekannte und immer wieder am Start erscheinende Team «Bora-Hansgrohe» fährt, ist zwar von den deutschen Fahrern sicherlich derjenige, der am nächsten bei der Rundstrecke wohnt. Noch näher an der Strecke ist allerdings Fabio Christen. Er ist in Gippingen aufgewachsen und der Rundkurs des Rennens führt, auch wenn die Prüfung nun in Leuggern zu Ende geht, an seinem Wohnort vorbei. Dass die Rundstrecke fast vorbei an seinem Elternhaus führt, wird den älteren der Christen-Brüder sicherlich motivieren.


Der Veloclub-Präsident gratuliert Jan Christen.

Familiensaga fast wie bei Poulidor/van der Poel

Die Familiengeschichte der Gebrüder Christen hat etwas Ähnliches wie die Familiensaga von Mathieu van der Poel. Dessen Grossvater Raymond Poulidor, der als «ewiger Zweiter» gilt, obwohl er in seiner langen Karriere 189 Rennen gewann, nahm im Jahre 1967 einmal am «Grossen Preis des Kantons Aargau» teil. Er belegte in dem von Ward Sels gewonnenen Rennen, bei dem der Zurzibieter Willy Spuhler als bester Schweizer auf den vierten Platz fuhr, den sechsten Rang. Schwiegersohn Adrie van der Poel, mit einer der beiden Töchter von «Poupou» verheiratet, war in Gippingen mehrmals am Start und holte sich als Erster, 1987 und 1990, in Gippingen zweimal den Sieg. Noch nie am Start beim «Grossen Preis des Kantons Aargau» war Mathieu van der Poel, einer der Söhne des zweifachen Gippingen Siegers. Mathieu van der Poel ist erfolgreich in die Fussstapfen von Grossvater Poulidor und von Vater Adrie getreten: Er hat in diesem Jahr Paris-Roubaix für sich entschieden.


Jan zuoberst auf dem Podest.

Noch nicht ganz so erfolgreich wie van der Poel junior sind die beiden Einheimischen Jan und Fabio Christen. Sie sind allerdings auch noch einige Jahre jünger als van der Poel junior. Was noch nicht ist, kann ja bei den Christens noch werden. Deren Grossvater Hans Schleuniger stand 1964 mit Startnummer 5 am Start des ersten Gippinger Profirennens. Das war damals noch kein «Grosser Preis des Kantons Aargau», sondern der «Grosse Preis Martini & Rossi». Alkoholwerbung gibt es inzwischen an Radrennen nicht mehr, aber Tochter Jolanda und Schwiegersohn Sepp Christen setzten die Radsporttradition in der Familie Schleuniger/Christen fort. Und Fabio und Jan Christen treten nun in die Fussstapfen ihrer Eltern und des Ende 2021 verstorbenen Grossvaters Hans Schleuniger. Der Lokalmatador des ersten Gippinger Profirennens aus Klingnau hat in den unteren Kategorien der Radsporttage noch zwei weitere Enkel, Söhne seiner zweiten Tochter, im Einsatz: Leandro Schleuniger startet bei den Junioren/U19 und sein Bruder Nicola, der Ende April bei einem Rennen in Genf Zweiter wurde, im Elite-Rennen vom Samstag in der Kategorie U23. Die beiden in Würenlos lebenden Schleuniger-Nachkommen versuchten sich zuerst als Mountainbiker. Nun sind sie jedoch als Strassenfahrer in die Fussstapfen ihres Grossvaters und ihrer beiden Cousins getreten. Damit geht beim diesjährigen «Grossen Preis des Kantons Aargau» die Familiengeschichte der Schleuniger- Christen definitiv weiter. Und wer weiss: Vielleicht wird die Geschichte von Poulidor und van der Poel im Kirchspiel auch eines Tages weitergeschrieben.


Autor: August Widmer

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